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Erfurt bereitet Karneval vor: So ein Umzug ist Brauchtum

Seit November arbeiten Klaus-Dieter Hornig und Daniel Koch in einer kalten Halle an den Umzugswagen für den 3.3.

Es ist drinnen frostiger als draußen. Die alte Halle speichert die Kälte. Durch zerbrochene Scheiben pfeift der Wind. Auf dem ehemaligen Schlachthofgelände stehen in einer Halle die Umzugswagen der Gemeinschaft Erfurter Carneval (GEC) für den Festumzug. Und zwischen ihnen stehen Klaus-Dieter Hornig und Daniel Koch. Sie sind warm angezogen, schließlich verbringen sie hier seit November täglich mehrere Stunden. Sie gestalten die Wagen für das GEC-Komitee und für das Prinzenpaar. Letzterer wird in dieser Session umgestaltet, erhält ein neues Antlitz. „Die Pferde“, sagt Klaus-Dieter Hornig und zeigt auf die Holztiere, die nun an der Seite liegen, „waren 20 Jahre drauf. Die sind rum. Die Hufe sind abgebrochen, die Farbe blättert ab.“  

Am 3. März, wenn der große Festumzug in Thüringens Landeshauptstadt stattfindet, wird der neue Prinzenwagen der Öffentlichkeit präsentiert. Wir dürfen heute schon einen Blick drauf werfen und verraten: Aus dem Wagen ist eine Bahn geworden. Der vordere Teil ähnelt einer Lok.

„Wir konnten die Erfurter Bahn als Sponsor für die kommenden Jahre gewinnen, worüber wir uns natürlich sehr freuen und dankbar sind“, sagt GEC-Präsident Thomas Kemmerich. Der Prinzenwagen werde in den kommenden drei Jahren in mehreren Bauabschnitten sukzessive erweitert. Den Überblick darüber hat Klaus-Dieter Hornig. Der 64-Jährige ist Grafiker, Fotograf und Bildbearbeiter – und leidenschaftlicher Wagenbauer. Seit 41 Jahren arbeitet er für den Karneval, seit 2004 hat er 21 Umzugswagen entworfen und gemeinsam mit seinem Freund Daniel Koch gebaut.

„In den 41 Jahren schuf ich für verschiedene Vereine diverse Maskotten“, sagt Klaus-Dieter Hornig. „283 Till Eulenspiegel, 165 Red Lion, 136 Anger Maxe, 152 Puffbohnen . . .“

Die Liste ist lang. Nicht immer werden die Figuren gänzlich neu gebaut, teils bauen die beiden Männer die Figuren wieder auseinander und nehmen beispielsweise den Kopf auf einen neuen Körper. In der Halle liegen und stehen dutzende Figuren, manche wechseln von einem Jahr zum nächsten nur den Wagen.

Am neuen Prinzenwagen, der etwa 12 Meter lang sein wird (hinzu kommen Achse und Zugmaschine) befindet sich an der Seite bereits ein großes Foto des amtierenden Prinzenpaares Kai und Josi. Im vorderen Bereich sind zwei Standarten befestigt – die Fahnen stehen, auch ohne Wind, der bei 3 bis 5 Stundenkilometer Fahrgeschwindigkeit nicht zu erwarten ist.

Klaus-Dieter Hornig plaudert aus seinem Karnevalsleben. Seine Hände taucht er derweil in Wasser. Er zieht eine Gipsbinde durch das Wasser und legt sie um die Hand einer großen Figur. Die Arbeit erfordert Konzentration – und das bei null Grad Hallentemperatur. Als Unterbau für die Figuren dient ein Geflecht aus Draht. Darüber kommen Gipsbinden, Stoff und Farbe. „Ich zeichne jede Figur vorher, aber meistens ergeben sich beim Bau pfiffige Änderungen“, sagt Klaus-Dieter Hornig. Wichtig sei, dass alles statisch sicher ist. „Eine Figur kann bis zu 150 Kilogramm schwer sein. Sie muss gut befestigt werden.“ Auch auf die Höhe müssen die beiden Erbauer achten, schließlich gibt es Oberleitungen der Straßenbahn. Der Strom ist zwar abgestellt auf der Umzugsstrecke, hängen bleiben sollten die Aufbauten dennoch nicht.

Was ihn antreibt, Jahr für Jahr über Monate in der Kälte zu stehen und zu werkeln, will ich von Klaus-Dieter Hornig wissen. „So ein Umzug ist Brauchtum.“

Text: Anja Derowski (Thüringer Allgemeine)
Bild: Anja Derowski

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